"Es macht riesigen Spaß und man lernt täglich etwas dazu", sagt Judith Wöll und strahlt sichtlich zufrieden. Seit August absolviert die 19-Jährige aus Weyer ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in den Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn in St. Goarshausen.
Im März dieses Jahres hat Judith Wöll ihr Abitur gemacht. "Anschließend wollte ich einfach mal für ein Jahr etwas anderes machen", berichtet sie. Ein Auslandsaufenthalt, wie ihn viele junge Menschen nach erfolgreichem Abitur favorisieren, kam für Wöll nicht infrage. Auch das Studium sollte noch warten: "Ich wollte nicht direkt von der Schulbank gleich wieder auf die Schulbank wechseln", erzählt die 19-Jährige, die später gerne Anglistik studieren möchte. Daher informierte sie sich ausführlich über ein Freiwilliges Soziales Jahr. "Die Idee dazu ist bei mir im letzten Schuljahr gereift", verrät Wöll. Schnell war ihr klar, dass es etwas im sozialen Bereich sein sollte, "das hat mich schon immer gereizt". Außerdem war es der jungen Frau aus Weyer wichtig, eine Stelle in Wohnortnähe zu finden. Da ihre Großtante mal im Edith-Stein-Haus, dem Wohnheim des Caritasverbandes Westerwald-Rhein-Lahn in St. Goarshausen, gearbeitet hat, wurde sie schließlich auf die Caritas aufmerksam.
Auf ihre Bewerbung hin folgten ein Vorstellungsgespräch sowie im Frühjahr eine zweitägige Hospitanz, die aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nicht wie zunächst geplant in St. Goarshausen, sondern im Betrieb in Lahnstein stattfinden musste. In den zwei Tage in Lahnstein wurde aus Judith Wölls Idee dann schnell ein fester Entschluss. "Die Arbeit hat mir sofort gefallen", betont sie. Und so startete sie, nachdem auch die Caritas-Werkstätten den ersten Corona-Lockdown überstanden hatten, im August schließlich ihr Freiwilliges Soziales Jahr am Standort in St. Goarshausen.
Berührungspunkte mit Menschen mit Behinderung hatte die 19-Jährige vorher noch keine. Umso gespannter war sie auf die tägliche Arbeit mit den Beschäftigten: "Ich hatte mir im Vorfeld kaum Gedanken gemacht und wollte alles auf mich zukommen lassen", erzählt die junge FSJlerin. Gleichzeitig gibt sie zu, zuvor keinerlei Vorstellung gehabt zu haben, "was in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung überhaupt gemacht wird". Umso überraschter war sie über die zum Teil komplexen Aufträge, die dort bearbeitet und erledigt werden und auch über die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten.
Die Arbeit in der Einrichtung in der St. Goarshausener Dolkstraße 5 machte Judith Wöll von Beginn an viel Spaß. Unter anderem unterstützt die FSJlerin die Gruppenleiter, betreut und motiviert die Beschäftigten bei der Arbeit oder packt auch mal selbst mit an, wenn ein Auftrag fertig werden muss. Die Beschäftigten sind der 19-Jährigen längst ans Herz gewachsen. Insbesondere deren offene Art gefällt ihr: "Jeder kommt auf einen zu, alle sind so nett hier."
Lob, das auf Gegenseitigkeit beruht: "Frau Wöll hat bei allen Beschäftigten eine hohe Akzeptanz. Sie geht auf die Leute zu, ist stets hilfsbereit. Das kommt natürlich gut an", lobt Martin Sobotta und bezeichnet Judith Wöll als echten Glücksgriff. "Leider wird es immer schwerer, junge Menschen für ein Freiwilliges Soziales Jahr zu begeistern", berichtet der Betriebsleiter und weist daraufhin, dass alleine am Standort der Caritas-Werkstätten in St. Goarshausen jährlich ein bis zwei FSJler-Stellen zu vergeben sind. Dafür wirbt die Einrichtung auch regelmäßig, "zum Beispiel an Schulen oder bei Berufsinformationstagen", so Sobotta. Zwar bekomme man dann auch die eine oder andere Bewerbung, "aber nicht immer passt es so gut wie bei Frau Wöll". Diese bleibt den Caritas-Werkstätten in St. Goarshausen noch bis Juli 2021 erhalten. Dass sie nach dem Abitur ein lehrreiches FSJ einem erlebnisreichen Auslandsaufenthalt vorgezogen hat, findet die 19-Jährige nicht schlimm und betont: "Ich fühle mich hier sehr wohl und es macht Spaß. Ich habe die Entscheidung nicht bereut."
Das FSJ: Es gibt auch Taschengeld
Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) ist - wie auch der Bundesfreiwilligendienst (BFD) - ein sogenannter "Sozialer Lerndienst". Sowohl FSJ wie auch BFD bestehen aus zwei Elementen, dem Dienst in einer sozialen Einrichtung und den begleitenden Bildungsseminaren. Das FSJ können Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 27 Jahren absolvieren. Im Gegensatz zum FSJ können den Bundesfreiwilligendienst auch Menschen über 27 machen. Die Freiwilligen erhalten dafür ein sogenanntes monatliches Taschengeld von 260 Euro sowie einen Verpflegungszuschuss von 150 Euro, also in der Regel monatlich 410 Euro.
- Weitere Infos rund um das FSJ und den BFD gibt es auf der Homepage der Fachstelle Freiwilligendienste im Bistum Limburg unter www.soziale-dienste.net. Wer sich für ein FSJ oder den BFD in den Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn interessiert, erhält weitere Informationen bei Betriebsleiter Martin Sobotta unter der Telefonnummer 06771/930520 oder per E-Mail an msobotta@caritaswerkstaetten-wwrl.de.